Die Pflanze wird 50 bis 120 cm hoch und ist seit der Antike als Heilpflanze bekannt.
Wie erkennt man diese Pflanze?
Der Gelbe Enzian ist auf den Weiden leicht zu erkennen, da er eine Höhe von 150 oder sogar 200 cm erreichen kann. Er blüht von Juni bis August und bringt mit seinen grossen gelben Blüten, die etagenweise am Stängel angeordnet sind, Farbe auf die Weiden. Die Blüten haben fünf gelbe Blütenblätter, die an der Basis verwachsen sind. Wie bei allen Enzianen sind die Blätter des Gelben Enzians gegenständig, d. h. sie stehen einander gegenüber. Die Pflanze kann mit dem sehr giftigen Gemeinen Germer (Veratrum album) verwechselt werden, der jedoch schraubig angeordnete Blätter und weisse Blüten hat. Beide Pflanzen wachsen auf dem kalkhaltigen Boden von Bergweiden. Daher sind sie im Juramassiv so häufig anzutreffen.
Ein Schnaps, den man sich erst verdienen muss!
Der Gelbe Enzian braucht Zeit, um zu wachsen. Er kann 50 Jahre alt werden und braucht 10 Jahre, bis er blüht. Erst im Alter von 7 bis 10 Jahren werden die Wurzeln, die bis zu 150 cm tief in den Boden reichen, geerntet und zu Alkohol verarbeitet. Das erfordert viel Geschick und starke Arme! Im Herbst werden die Wurzeln mit einer Art Rosengabel oder einer Hacke ausgegraben, gereinigt, in dünne Scheiben geschnitten und in Fässer gefüllt, wo sie mehrere Monate gären, bevor sie dann zwischen Januar und März in einer Brennblase destilliert werden. Aus 100 Kilo Wurzeln kann man nur 6 bis 7 Liter Schnaps gewinnen – von der gleichen Menge Obst würde man hingegen etwa 10 Liter erhalten. Nicht überall ist das Sammeln von Enzian erlaubt: In einigen Kantonen steht die Pflanze unter Naturschutz oder das Sammeln ist nur in beschränktem Umfang möglich. Im Kanton Bern ist das Ausgraben von Enzianwurzeln ohne Sonderbewilligung, aber mit Zustimmung des Grundeigentümers bis zu 100 kg pro Person und Saison erlaubt. Der Kanton Neuenburg kennt keine Einschränkungen.
Die Wurzel des Gelben Enzians ist der Hauptbestandteil des Suze, eines bitteren, goldgelben Aperitiflikörs. Über die Herkunft des Getränks sind sich Frankreich und die Schweiz bis heute nicht einig. Die Alteingesessenen des Vallon de Saint-Imier erzählen, dass Hans Kappeler, ein Kräuterkundiger aus dem Dorf Sonvilier, das Rezept für dieses Getränk entwickelte und es nach dem in der Nähe fliessenden Fluss Schüss (französisch: Suze) benannte.
Das Schweizer Sackmesser unter den Heilpflanzen
Die überaus bittere Wurzel des Gelben Enzians wird seit der Antike wegen ihrer heilenden Wirkung nicht nur bei Menschen, sondern auch beim Vieh gegen Blähungen und Koliken eingesetzt. Sie ist ein hervorragendes Mittel, um die Verdauung anzuregen, die Leber zu unterstützen und Übelkeit, Blähungen oder Magenschmerzen zu lindern. Ausserdem hat der Gelbe Enzian eine stimulierende Wirkung auf das Immunsystem. Ob als Schnaps, Tee, Tinktur oder in anderen pharmazeutischen Zubereitungen – die Enzianwurzel hinterlässt nicht einfach einen bitteren Geschmack im Mund, sondern sie trägt tatsächlich zur Heilung bei!